
«Ein Jahr lang Karfreitag»
Botschaft des Apostolischen Exarchen
für die Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien
anlässlich des Jahrestages des russischen Angriffes auf die Ukraine
Geliebte Schwestern und Brüder in Christus!
Seit einem Jahr verfolgt Europa und die ganze Welt den Karfreitag der Ukraine, der in tiefster
Nacht zum 24. Februar 2022 mit dem offenen Überfall Russlands auf unsere Heimat begonnen
hat. „Die Ukraine wird vor den Augen der Welt gekreuzigt“, - schilderten damals ukrainische
Bischöfe dieses Drama unseres Volkes, das bis heute andauert. Dieser Krieg ist umso
entsetzlicher, da er keineswegs durch die Ukraine provoziert oder verursacht wurde und seit den
letzten Monaten ganz gezielt auch gegen die Zivilbevölkerung ausgerichtet ist. Der Aggressor hat
sogar den Winter als Kriegswaffe eingesetzt, um Millionen von Frauen und Männern, Kindern und
älteren Menschen, die in den beschädigten Häusern ohne Strom- und Wasserversorgung geblieben
sind, verhungern und erfrieren zu lassen. Die unzählbaren Kriegsverbrechen lassen die klaren
Kennzeichen eines Völkermordes erkennen, der inmitten Europas begangen und von Millionen
fast „online“ verfolgt werden kann. Wir alle aber bleiben in diesem Drama keine gleichgültigen
Beobachter, denn es betrifft uns alle und spricht uns alle an. Die Frage ist nur: Wo ist unser Platz
in diesen schmerzhaften Ereignissen? Auf welcher Seite der Geschichte stehen wir derzeit?
An diesem vorletzten Sonntag vor der Fastenzeit nach byzantinischem Ritus ruft uns Jesus im
Evangelium nach Matthäus auf, „Hungernde zu speisen, Dürstenden zu trinken zu geben, Nackte
zu bekleiden, Fremde aufzunehmen und Kranke und Gefangene zu besuchen…“, wir können aber
dieser unserer christlichen Berufung leider nicht immer nachkommen, weil es in vielen Städten
und Dörfern der Ukraine an Lebensmitteln und an Wasser mangelt und wir nicht imstande sind,
den hungernden und dürstenden Schwestern und Brüdern, die in okkupierten Gebieten leben, das
Notwendigste zu liefern. Unsere Priester, Ordensschwestern und Freiwilligen versuchen trotzdem
humanitäre Hilfe (die auch hier in Deutschland gesammelt wird) in Kriegsgebiete zu bringen und
werden von der russischen Armee beschossen, verletzt und getötet; Tausende von unseren
Landsleuten - unter ihnen auch die zwei griechisch-katholischen Ordenspriester Ivan Levytskyy
und Bohdan Heleta – sind seit Monaten in Gefangenschaft und wir dürfen sie nicht einmal
besuchen…
Und trotz all dieser Schrecken verblasst die Hoffnung in den Herzen der Ukrainerinnen und
Ukrainer nicht. Das Licht der Liebe leuchtet in der Dunkelheit der Gewalt und der Aggression und
bringt uns den Morgen der Auferstehung immer näher. Dieses Licht der Auferstehung erkennen
wir in dem Mut unserer Soldaten an der Front, in der Treue ihrer Familienangehörigen, in der
Opferbereitschaft der Ärzte, Freiwilligen, Kapläne...
S. 2/2
Aus. AE-23/034
Dieses Licht erstrahlt auch hier in diesem Land in den Herzen von Ihnen, liebe Schwestern und
Brüder, die unserem Volk in diesen schweren Monaten der Prüfungen beistehen, uns unterstützen
und für uns beten. Während in der Ukraine vor einem Jahr die ersten Bomben des Angriffes
explodiert sind, entstand europa- und weltweit eine beeindruckende Welle der Solidarität mit
unserem Volk, die, Gott sei Dank!, weiterhin besteht und nicht weniger wird. Diese Liebe, die
immer wieder neue Wege findet, um den vom Krieg Betroffenen eine helfende Hand zu reichen
und sie großzügig aufzunehmen (denken wir an Hunderttausende von Flüchtlingen, die hier in
unserem Land und in den Familien Zuflucht und Gastfreundschaft gefunden haben!) berührt uns
und bewegt uns zutiefst und wir möchten Ihnen allen im Namen unseres ganzen Volkes dafür ein
herzliches Vergelt´s Gott! sagen.
Obwohl aus der Ukraine weiterhin bedrückende Nachrichten und Bilder kommen und wir kein
Ende des Horrors sehen, erhalten wir auch jeden Tag zahlreiche Zeichen der Hoffnung und der
Zuversicht, wie in den Worten von Seiner Seligkeit Patriarch Sviatoslav, des Oberhauptes unserer
Griechisch-Katholischen Kirche, der in seinen Videobotschaften jeden Tag dieselbe
hoffnungsvolle Botschaft verkündet:
Die Ukraine steht – die Ukraine kämpft – die Ukraine betet!
In diesem Stehen an der Seite der Betroffenen, in diesem Kampf gegen die Mächte des Bösen, in
diesem beharrlichen Beten für den gerechten und dauerhaften Frieden rechnen wir, liebe
Schwestern und Brüder auf Ihre weitere Solidarität und Unterstützung. Nur in der Einheit, in der
Entschlossenheit und in der Ausdauer im Guten werden wir imstande sein, gemeinsam, mit Gottes
Hilfe, die vom Aggressor auf brutalste Weise angegriffene Friedensordnung wiederherzustellen
und eine würdige Gegenwart sowie eine hoffnungsvolle und sichere Zukunft für die heutigen und
kommenden Generationen Europas zu gewährleisten.
Liebe Schwestern und Brüder! Am Beginn der Fastenzeit machen wir uns auf den Weg der Buße,
des Gebets und der Barmherzigkeit, der uns durch die Trauer und Leiden des Karfreitags zum
freudigen Morgenstern der Auferstehung führen wird. Möge Christus der Auferstandene uns alle
und alle leidenden Menschen in der Ukraine und in den anderen Teilen der Welt auf diesem Weg
mit Seiner Gnade beistehen und begleiten! Möge Er, auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria
und aller Heiligen und Seligen, unsere Gebete erhören und uns alle mit Seinem Frieden segnen!
+ Bohdan
Apostolischer Exarch
für die Ukrainer des byzantinischen Ritus
in Deutschland und Skandinavien

Unsere Hilfe kommt von Herzen! Besuch des Kinderchors der ukrainischen Pfarrgemeinde München in der Staatskanzlei. Bayern steht zur Ukraine. Wir helfen als Europäer, als Nachbarn und als Freunde - und wir tun das gerne: Bayern hat mehr ukrainische Flüchtlinge aufgenommen als Frankreich. Wir geben den Familien Schutz, bieten eine Heimat und unterstützen die Kinder bei der Integration in die neue Umgebung. Herzlichen Dank für den Besuch und Gottes Segen!
Dr. Markus Söder
Bayerische Ministerpräsident
Am Sonntag den 25.09.2022 feierte Erzbischof Kardinal Reinhard Marx gemeinsam mit dem ukrainischen Exarchen Bischof Bohdan Dzyurakh den „Gottesdienst der Nationen“ im Münchener Liebfrauendom.
Bei der Messe betonte Kardinal Marx nochmals, dass „wir solidarisch mit dem ukrainischen Volk verbunden sind“, und verurteilte den Angriffskrieg Russlands.
Musikalisch gestaltet wurde die Messe vom ukrainischen Chor "Pokrow".



