Selige Edigna von Puch
Auf der Bischofssynode der UGKK, die vom 3. bis 13. September 2023 in Rom stattfand, wurde 26. Februar als Gedenktag der seligen Edigna angelegt. Die selige Edigna ist die Urenkelin des heiligen Fürsten Wolodymyr des Großen und die Enkelin des Herrschers der Kyiver Rus, Jaroslaw des Weisen. Ihre Biografie ist ein wertvoller Bestandteil der Geschichte der Rus-Ukraine und sie vereint heute drei Völker – das ukrainische, aus dem sie stammt, das französische, in dem sie geboren wurde, und das deutsche, dem sie fast ihr ganzes Leben lang diente. Emma-Edigna wurde 1055/1058 in Frankreich geboren. Ihr Vater war der französische König Heinrich I., ihre Mutter die Königin von Frankreich und die Kyiver Prinzessin Anna Jaroslawna. Ermöglicht wurde dieses Bündnis durch die aktive dynastische Politik von Annas Vater, Jaroslaw dem Weisen. Jaroslaw nutzte die ehelichen Verbindungen seiner Kinder als außenpolitisches Instrument und knüpfte enge Verbindungen zu vielen europäischen Staaten und Dynastien. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert finden sich zahlreiche schriftliche Hinweise und Erzählungen über das Leben der seligen Jungfrau Edigna, über ihr Wirken, die Wunder, die unter ihrer Fürsprache geschahen, und die große Verehrung, die sie in Bayern genoss. Aus diesen Quellen und mündlichen Überlieferungen kristallisierte sich die Lebensgeschichte der Seligen heraus, die wir heute kennen: Edigna kam aus Frankreich nach Deutschland, entstammte einer königlichen Familie und war die Tochter von König Heinrich I. von Frankreich (1031–1060) und Königin Anna von Jaroslawna. Um ihres Jungfräulichkeitsgelübdes und ihres Verlobten, des Herrn Jesus Christus, willen, ging sie freiwillig ins Exil. Um einer Zwangsheirat zu entgehen, verließ sie den Königshof und machte sich auf den Weg nach Osten. Unterwegs gelangte Edigna nach Bayern, wo sie von einem Bauern in seinem Ochsenkarren mitgenommen wurde, der ebenfalls einen Hahn und eine Glocke trug. Der Legende nach hielten die Ochsen in der Nähe der Stadt Puch, an der sie vorbeikamen, von selbst an, ein Hahn krähte und eine Glocke läutete. Edigna deutete dieses Zeichen als göttliche Fügung und blieb an diesem Ort, um zu leben und zu dienen. Sie ließ sich in der Höhle einer großen Linde nieder (diese Linde steht noch heute in der Nähe der St.-Sebastian-Kirche) und lebte dort 35 Jahre lang, diente Gott und ahmte Christus in Gebet, Nachtwache, Reinheit und Fasten nach. Schon zu Lebzeiten war Edigna für ihre guten Taten und ihre Rechtschaffenheit bekannt und genoss hohes Ansehen bei der einheimischen Bevölkerung. Sie dankte ab, um Christus nachzuahmen, ihren Nächsten zu dienen, ihnen Lesen und Schreiben beizubringen, Krankheiten zu heilen und ihr Wissen und ihren Glauben zu teilen. Sie verzichtete auf königliche Privilegien, um himmlische Schätze zu erlangen, und entschied sich für ein Leben als Einsiedlerin in der Nähe des Schöpfers. Sie wurde zu einer Zuflucht für Menschen, die in den Stürmen des Alltags Hilfe und Schutz suchten.
Bis heute ist die selige Edigna ein Vorbild für Dienstbereitschaft, Hingabe an ihre Mitmenschen und Treue zu Gott. Der Überlieferung zufolge floss nach dem Tod der Seligen am 26. Februar 1109 aus der Linde, in der Edigna lebte, Öl. Dieses versiegte jedoch, als man versuchte, es gewinnbringend zu verkaufen. Es ist erwähnenswert, dass das Apostolische Exarchat für Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien am ersten Samstag im Juli eine traditionelle jährliche Wallfahrt nach Puch veranstaltet.
Ein weiteres wichtiges Ereignis war die Ehrung der seligen Edigna am 25. Mai 2024 durch Mitglieder der Ständigen Bischofssynode der UGCC unter der Leitung Seiner Seligkeit Swjatoslaw in der St.-Sebastian-Kirche in Pukh, wo ihre Reliquien ruhen. „Die selige Edigna, die wir heute ehren, ist die Quelle der Gnade des Heiligen Geistes“, bemerkte das Oberhaupt der UGKK damals.
Und später, am 29. September 2024, führte Seine Eminenz Bischof Bohdan den Weiheritus der Ikone der seligen Edigna durch, die in der Ikonostase der Kathedrale der Fürbitte der Allerheiligsten Gottesgebärerin in München aufgestellt wurde.
Die Liturgische Kommission des Apostolischen Exarchats erstellte außerdem einen Gregorianischen Kalender für das Jahr 2025 in ukrainischer und deutscher Sprache mit dem Titel „Edigna – Selig, Völker vereinend“, der für jeden Monat des Jahres Informationen über die selige Edigna enthält. So überreichte Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, am 21. Januar 2025 Bischof Bohdan, Apostolischer Exarch für die Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien, die Reliquien der seligen Edigna. Diese werden in der Kathedrale der Fürbitte der Allerheiligsten Gottesgebärerin in München und in der Patriarchalkathedrale der Auferstehung Christi in Kyiv aufgestellt.